Ziele und Grundsätze

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Leitbild für den schweizerischen Futterbau (Soll-Zustand)

eAGFF übernimmt einen leicht aktualisierten Auszug aus dem Gesamtdokument der AGFF.

Strategische Aspekte


1. Priorität hat die Produktion von Wiesenfutter, das sich zur Erzeugung von Nahrungsmitteln eignet, die den Wünschen der Konsumenten entsprechen.

Die schweizerische Landwirtschaft ist gezwungen, in erster Linie qualitativ überlegene Nahrungsmittel zu erzeugen. In der Mengenproduktion allein ist sie der Konkurrenz der bedeutenden Agrarexportländer deutlich unterlegen. Weil bei Nahrungsmitteln der Qualitätsbegriff auch die Produktionsweise umfasst, muss das Wiesenfutter nicht nur den hohen Anforderungen der Nutztiere genügen, sondern zusätzlich besonders umweltschonend und standortgerecht erzeugt werden.

2. Starke Beachtung der ökologischen Zusammenhänge.

Das Intensivierungspotenzial im Futterbau und in der Tierhaltung ist nicht in jedem Fall auszunützen. Ökologische Zusammenhänge und Interessen sind ebenfalls zu beachten. In gewissen Fällen kann auch eine Extensivierung sinnvoll sein. Langfristig und übergreifend betrachtet ist eine überintensive Graswirtschaft, die das standörtliche Ertrags- und Qualitätspotenzial überschreitet, weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar. Der Ökologische Leistungsnachweis wirkt einer solchen Überschreitung entgegen.

3. Abgestufte Bewirtschaftungsintensität.

Eine standortangepasste Abstufung der Bewirtschaftungsintensität bildet die Grundlage eines umweltschonenden und nachhaltig stabilen Futterbaus. Wenn die Wiesen und Weiden auf den Betrieben nebeneinander intensiv und teilweise auch extensiv bewirtschaftet wird, nimmt der Futterbau auch landschaftspflegerische Aufgaben wahr und bereichert die biologische Vielfalt und hält die Kulturlandschaft offen. Ohne Nutzung würden die meisten Wiesen und Weiden in der Schweiz verbuschen und sich dann zu Wäldern weiterentwickeln. Allfällige Ertrags- oder Qualitätseinbussen gegenüber dem standörtlichen Leistungspotenzial der Wiesen sowie der Zusatzaufwand für ökologische Sonderleistungen werden angemessen abgegolten. Der ökologische Nutzen der abgestuften Bewirtschaftungsintensität ist optimal, wenn die einzelbetrieblichen Massnahmen in ein regionales Konzept eingebunden sind.

4. Hoher Anteil der tierischen Leistung aus dem Wiesenfutter.

Die Hauptaufgabe des Futterbaus besteht weiterhin darin, Wiesenfutter für die Veredelung zu hochwertigen tierischen Produkten zu erzeugen. Aus betriebswirtschaftlichen und ökologischen Überlegungen ist eine hohe Leistung aus dem eigenen Wiesenfutter anzustreben. Der Einsatz betriebsfremden Futters und der Transport von Futter ins Berggebiet sind deshalb zu beschränken. Die Bewirtschaftung muss den Standortverhältnissen angepasst bleiben, um die Stabilität und die günstige botanische Zusammensetzung der Pflanzenbestände nicht zu gefährden. Unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte sucht jeder Einzelbetrieb die für ihn optimale Lösung.

5. Leistungsgrenzen der Nutztiere aus futterbaulicher Sicht.

Milch und Fleisch sollen artgerecht und umweltschonend produziert werden. Wir brauchen dazu Raufutterverzehrer, die das betriebs- und landeseigene Futter, vor allem das Wiesenfutter, optimal veredeln. Aus futterbaulicher Sicht überschreitet die Wiederkäuerherde eines Betriebes ihre Leistungsgrenze dann, wenn sie leistungsbedingt auf so viel betriebsfremdes Futter - vor allem Kraftfutter - angewiesen ist, dass mehr Pflanzennährstoffe in den Betriebskreislauf gelangen als ihn verlassen. Für die Verwertung des qualitativ geringeren Futters eignen sich weniger anspruchsvolle Tiere wie Galt- und Aufzuchtvieh, Milchkühe mit mässigen Leistungen, Mutterkühe, Pferde, Schafe und Ziegen. Eine abgestufte Bewirtschaftungsintensität bei der Erzeugung des Wiesenfutters verlangt auch eine differenzierte Fütterung und sogar eine angepasste Tierhaltung.
 

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Produktionstechnische Aspekte


6. Wiesen und Weiden sind standort- und umweltgerecht zu düngen.

Durch Nährstoffbilanzen für den Gesamtbetrieb und durch eine schlagbezogene Düngungsplanung soll erreicht werden, dass der Tierbesatz der Futterfläche angepasst und die Wiesen bedarfsgerecht gedüngt werden. Wiesland darf nicht als Verwertungsfläche für überschüssige Hof- und Abfalldünger missbraucht werden. Dank genügend grosser Lagerkapazitäten für Gülle und Mist und einer entwickelten Verteiltechnik zur verlustarmen Ausbringung benötigt man im Futterbau wenig Mineraldünger. Die Stickstoff-Versorgung basiert auf möglichst guter Ausnutzung des Hofdüngerstickstoffs und der biologischen Stickstoff-Fixierung von Leguminosen.

7. Förderung der Weidenutzung.

Die Mähweide- und die Weidenutzung sind als tiergerechte Haltungsform und zur Ausnutzung der futterbaulich wertvollen Wirkungen auf den Pflanzenbestand wo immer möglich zu fördern. Zudem ist frisches Weidegras das kostengünstigste Futter.

8. Unkrautregulierung durch angepasste Bewirtschaftung.

Im Futterbau muss es gelingen, die Unkrautregulierung im Sinne der Vorbeugung und Ursachenbehebung fast ausschliesslich durch eine an den Standort und den vorhandenen Bestand angepasste Nutzung und Düngung vorzunehmen. Mit angepasster, sorgfältiger Bewirtschaftung und Pflege wird Problemen vorgebeugt und verunkrautete Futterflächen, allerdings mit viel Geduld, in günstig zusammengesetzte nachhaltig stabile Wiesen zurückgeführt. In stark verunkrauteten, jedoch verbesserungswürdigen Wiesenbeständen werden selektive Herbizide höchstens als Notmassnahme eingesetzt, wo immer möglich einzelstock- oder nesterweise. Auf Insektizide und Fungizide wird vollständig verzichtet.

9. Übersaaten nur in geeigneten Fällen.

Wenn Wiesen und Weiden zu krautreich sind oder durch Mäuse und andere Schädlinge heimgesucht wurden, können sie in Erfolg versprechenden Fällen durch gezielte Übersaaten verbessert werden. Eine nachhaltige Verbesserung muss allerdings ebenfalls bei der Vorbeugung und der Ursachenbekämpfung ansetzen.

10. Im Kunst- und Zwischenfutterbau den hohen Stand halten.

Die heute verfügbare, breite Palette an standort- und nutzungsangepassten, qualitativ hochstehenden Klee-Gras-Mischungen für den Kunst- und Zwischenfutterbau soll erhalten und weiter verbessert werden. Anbaumethoden, die eine ausdauernde und lückenlose Bedeckung des Bodens begünstigen, sind zu bevorzugen.

11. Umbruch von Naturwiesen schafft Probleme.

Naturwiesen stellen Lebensgemeinschaften dar, die vor allem im Hügel- und Berggebiet zu ihrer Entstehung und heutigen Ausbildung Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gebraucht haben. Auf lange Sicht ist es, besonders in Grenzlagen des Ackerbaus, weder pflanzenbaulich noch ökologisch vertretbar, Naturwiesen umzubrechen.

12. Bergwiesen und Alpweiden besonders sorgfältig bewirtschaften.

Bewirtschaftungsformen, die in Bezug auf die Standortbedingungen zu intensiv sind, führen ganz besonders auf den Bergwiesen und Alpweiden zu kaum mehr korrigierbaren Schäden. Das anteilmässig wichtige und als Landschaftselement typische Grasland der höheren Lagen darf seinen traditionellen Charakter nicht verlieren. Bei der anspruchsvollen Suche nach der richtigen Bewirtschaftung und Pflege sollen die Verantwortlichen durch eine sachkundige Beratung unterstützt werden. Nachhaltigkeit und für den Einzelfall taugliche Lösungen stehen im Vordergrund.

13. Bodenverdichtungen vermeiden.

Je intensiver genutzt und gedüngt wird, desto höher ist das Risiko, dass einzelne Arbeits- und Weidegänge zeitlich ungünstig fallen. Bodenverdichtungen, Schlupf und Weidetrittlöcher ziehen langwierige, negative Folgen wie Verschlechterung der botanischen Zusammensetzung und Futterqualität, Verunkrautung, Ertragsausfall und sogar Hangrutsche nach sich. Witterungsbezogen richtige Entscheide und Sorgfalt mit Maschinen und Weidetieren sind auf Dauer ebenso wichtig wie beispielsweise die Schlagkraft.

14. Konservierungsverfahren sollen eine hohe Winterfutterqualität garantieren.

Die Raufutterkonservierung muss hinzielen auf eine optimale Futterschonung mit möglichst geringen Mengen- und Gehaltsverlusten, einen minimalen Verbrauch an Energie und nicht zu hohe Kosten. Es sind grosse Anstrengungen zu unternehmen, um die Kosten der Futterkonservierung möglichst tief zu halten (zum Beispiel überbetrieblicher Maschineneinsatz mit Abbau der Eigenmechanisierung).
 

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