Welche Nutzungsdauer will ich?
Eine Kunstwiesen-Mischung sollten Sie immer im Hinblick auf die geplante Nutzungsdauer kaufen. Nur so ist das für die Wiesenfutterproduktion verfügbare Zeitfenster in der Fruchtfolge wirtschaftlich optimal belegt – mit viel Raufutterertrag von bester Qualität von der Ansaat bis zum Nutzungsende, also bis zum Umbruch der Parzelle. Anders gesagt: Wer erfolgreich Kunstfutterbau betreiben will, bricht die Kunstwiese nach der geplanten Nutzungsdauer um, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch gut aussieht.
Weitere Überlegungen dazu sind:
- Die Anlagekosten für eine Kunstwiese – insbesondere die Maschinen- und Arbeitskosten – belaufen sich bei einer kurzen Nutzungsdauer logischerweise pro Jahr auf einen höheren Betrag als bei einer längeren. Allfällige Schlaumeiereien wie ein «Dehnen der Nutzungsdauer» bei einer dazu nicht geeigneten Mischung und damit ein Verteilen der Anlagekosten auf mehr Jahre zahlt sich sicher nicht aus. Die zunehmend schlechter werdende botanische Zusammensetzung, die allmähliche Abnahme von Futterqualität und Ertrag bestrafen die Fehlüberlegung. Der vermeintliche wirtschaftliche Vorteil kann sich rasch ins Gegenteil drehen. Gerade aus Kostengründen ist es deshalb wichtig, die auf die Nutzungsdauer abgestimmte Kunstwiesenmischung zu wählen.
- Wenn ich bestimmte Gräser oder Kleearten sicher in der Ration haben will, muss sich deren Lebensdauer mit der Nutzungsdauer der Mischung decken: Italienisches Raigras erträgt eine Überwinterung, Luzerne, Mattenklee und Esparsette zwei. Hingegen können Gräser, die sich sehr langsam entwickeln, erst nach einer Nutzungsdauer von etwa drei Jahren ihre Stärken ausspielen.
- Soll die Kunstwiese vor allem beweidet werden, wird eine längere Nutzungsdauer möglich, wenn ich eine dafür geeignete Mischung gewählt habe. Denn die weidetauglichen Pflanzen der Mischung bilden bei richtiger Anlagetechnik und Weideführung nach der Jugendphase einen ausdauernden und trittfesten Pflanzenbestand.
- Falls eine Kunstwiese in eine Dauerwiese überführt werden soll, bedingt dies schon früh eine auf den Zielbestand ausgerichtete Wirtschaftsweise. Erst nach verhältnismässig langer Nutzung und Pflege wird der Bestand dann die Eigenschaften einer Dauerwiese aufweisen.
- Wer mit der Kunstwiese in der Fruchtfolge auch wesentlich das Ziel der Humusanreicherung im Boden verfolgt, sollte die Anlagedauer auf mindestens zwei Jahre in Folge ansetzen. Vorher ist dieser Effekt zu gering. Faustregel: Die positive Nachwirkung einer Kunstwiese dauert nach deren Umbruch noch etwa so lange an, wie die Wiese zuvor im Feld gestanden hat.
Der begrenzende Faktor für die Nutzungsdauer ist die Anzahl Überwinterungen.
Im Winter verlieren die Pflanzen einen Teil ihrer Reserven oder sterben je nach Art wegen der tiefen Temperaturen sowie wegen Überwinterungskrankheiten ganz ab. Dabei ist unerheblich, ob die Kunstwiese im Frühjahr oder gegen Ende Sommer angesät wurde.
Wenn Sie die gewünschte Nutzungsdauer einer Mischung festlegen, müssen Sie folglich das Saatjahr immer als ein Jahr mitzählen.
Beispiel: Sie wollen nach der Ernte der Wintergerste eine Kunstwiese anlegen und diese anschliessend zwei volle Jahre (Hauptnutzungsjahre) in der Fruchtfolge nutzen. Sie müssen also für die Dauer von Saatjahr + 2 Hauptnutzungsjahre eine dreijährige Mischung wählen.