Empfehlungen zum Vorgehen
Übersaaten gelingen aus verschiedenen Gründen nicht immer auf Anhieb. Mit folgenden Empfehlungen erhöhen Sie die Erfolgschancen erheblich:
Zusammenfassung
Siehe auch ►»Wie übersäen?»
- Immer zuerst: Ursachen für den unbefriedigenden Pflanzenbestand erkennen und beheben!
- Der Gräserfilz und/oder das Moos müssen vor der Übersaat weg.
- Wo möglich die Übersaat mit einer schonenden Weidenutzung kombinieren.
- Die übersäten Samen brauchen sofort Kontakt zur offenen Feinerde (Bodenschluss).
- Übersaaten öfters wiederholen und/oder über die Jahre gestaffelt durchführen.
- Wiesen mit dominanten Horstgräsern regelmässig versamen lassen.
Zu welcher Jahreszeit übersäen?
Günstige Voraussetzungen herrschen beispielsweise:
- Sehr früh im Frühjahr, wenn der Boden eine ausreichende Feuchtigkeit aufweist.
- Nach der ersten frühen Nutzung im April / Mai.
- Im Spätsommer nach einer Nutzung.
Jede dieser Perioden weist jedoch Vor- und Nachteile auf. Deshalb beachten Sie zusätzlich:
- Im sehr frühen Frühjahr:
Frühreife Gräser im Altbestand wachsen sehr schnell und konkurrenzieren die Keimlinge stark. Deshalb muss die Übersaat sehr früh (bei Wachstumsbeginn, wenn der Boden befahrbar ist) erfolgen. Je früher, umso länger profitieren die jungen Pflänzchen von genügend Licht und Feuchtigkeit.
Dieses Vorgehen passt besonders, wenn die Pflanzendecke sehr offen ist und die Feinerde bereit ist, das Saatgut aufzunehmen (z.B. nach Mäuseschäden oder wenn der Bestand stark ausgewintert ist). - Nach der ersten Nutzung im späten Frühjahr:
Die Konkurrenz der Gräser im Altbestand ist schwächer als im ersten Aufwuchs.
Aber in trockenen Regionen ist diese Variante unpassend, weil schon früh das Risiko der fehlenden Bodenfeuchtigkeit besteht. - Im Spätsommer:
Im Hochsommer ist die Gefahr, dass die Keimlinge aus einer Übersaat vertrocknen, zu gross.
Hingegen können bei passenden Witterungs- und Bodenverhältnissen die Wochen zwischen Mitte August und Mitte September (im Talgebiet) eine ideale Periode für Überrsaaten sein.
Später sinken die Temperaturen und hemmen bald die Entwicklung der keimenden Pflänzchen.
Was übersäen?
Die für Übersaaten geeigneten Mischungen sind ähnlich zusammengesetzt wie die entsprechenden, für eine Neuansaat geeigneten Standardmischungen. Sie enthalten jedoch weniger, aber sehr konkurrenzstarke Arten, oft wenig oder keinen Klee. Sie gehören als eigener Haupt-Mischungstyp zu den Standardmischungen, werden als Übersaatmischungen bezeichnet und weisen in ihrer Kenn-Nummer den Zusatzbuchstaben U auf.
Alle Saatgut-Firmen haben U-Mischungen im Angebot, sowohl als Standardmischungen mit AGFF-Gütezeichen als auch als Hausmischungen.
Wichtigstes Kriterium bei der Wahl der U-Mischung: das auszubringende Saatgut muss zu den Standortverhältnissen und zur geplanten künftigen Bewirtschaftung (Nutzungsart, Nutzungsintensität, Düngung) passen. Beide Punkte müssen Ihnen also für die Wahl bekannt sein.
Für Raigrasfähige Standorte geeignet:
- Wiesen mit Italienischem Raigras (bis ~600 m ü.M.), ~5x mähen, 4-5x güllen:
⇒ SM 240U oder entsprechende U-Mischungen mit AGFF-Gütezeichen, (200g/a).
Oder die IR-Wiese im 2. Aufwuchs versamen lassen (spät – erst bei der Samenreife - schneiden, intensiv bearbeiten und als Bodenheu trocknen).
- Wiesen und Weiden mit Englischem Raigras ( bis ~1000 m ü.M.), 5-6x weiden oder mähen, 4-5x güllen:
⇒ SM 440U oder entsprechende U-Mischungen mit AGFF-Gütezeichen (200g/a).
Für Nicht raigrasfähige Standorte geeignet:
- Trockene Lagen, Wiesen mit Knaulgras, 3-4x mähen (gelegentlich weiden), schwache Mistgabe und 1-2x güllen:
⇒ SM 431U oder entsprechende U-Mischungen mit AGFF-Gütezeichen (200g/a).
- Feuchte bis nasse Lagen, Wiesen mit viel Wiesenfuchsschwanz, 4-5x nutzen (mähen oder weiden), 4-5x güllen:
⇒ SM 444U oder entsprechende U-Mischungen mit AGFF-Gütezeichen (200g/a).
Mehr zur Raigrasfähigkeit eines Standorts.
Mehr Einzelheiten zu den Übersaatmischungen hier
Wie übersäen?
Grundsätzlich gilt: Wichtiger als die Wahl des Sägerätes sind die Beachtung der von unzähligen Praxiserfahrungen abgeleiteten positiven und negativen Voraussetzungen und Erfahrungswerte.
Technische und methodische Empfehlungen
- Vorab den Pflanzenbestand - wenn möglich - tief mähen. Sicher nicht düngen.
- Einen nicht verfilzten, lückigen Bestand durch einen oder zwei Durchgänge mit dem Striegel aufkratzen, «erdig» machen.
- Einen mässig mit Gemeinem oder Einjährigem Rispengras verfilzten oder moosigen Bestand zuerst mulchen und anschliessend das filzige Pflanzenmaterial in verschiedenen Richtungen mit einem dafür geeigneten Graslandstriegel (grössere Zinkendurchmesser als Ackerstriegel) stark ausstriegeln, vom Boden lösen, bis die Bodenoberfläche «erdig» ist und genügend Licht hinkommt. Wenn möglich, das ausgestriegelte Material bei trockenen Bedingungen ein paar Tage verdorren lassen, damit es nicht mehr anwächst. Wenn nötig abführen.
Auch wenn eine Direktsaat- oder Schlitzsämaschine zum Einsatz kommt, muss der Gräserfilz vorab weg. Grund: die verfilzenden Gräser sowie das Moos sind in ihrem Wachstum immer schneller und dominant über die Keimlinge der Übersaat. - Ist die Bodenoberfläche hart, genügt es nicht, das Saatgut einfach anzuwalzen. Samen, die nur auf den Altbestand gedrückt und nicht von Beginn weg mit offener Feinerde in Kontakt kommen, können nicht anwachsen. Deshalb: die Kruste auflockern.
- Sind die Mäusehaufen zahlreich, empfiehlt sich ein gezieltes Abschleppen der Pflanzendecke vor der Übersaat. Nicht mit scharfem Striegel die Pflanzendecke und damit die vorhandenen guten Futtergräsern wegkratzen.
- Bei Wildschweineschäden müssen vor der Übersaat schwerere Maschinen als Striegel zum Einsatz kommen, welche die Fläche planieren und festigen können.
Es gibt viele Methoden, die eigentliche Übersaat durchzuführen. Hauptunterschiede:
- Breitsaat: von Hand, mit Klein-Sägeräten, maschinell mit unterschiedlichen Typen von Sämaschinen und Sä-Striegeln.
Sie eignet sich bei Weidenutzung und auf Böden mit genügend Feuchtigkeit. Dort ist die Chance gegeben, dass das ausgestreute Saatgut schnell aufläuft und die Konkurrenz des Altbestands genügend gut erträgt.
- Drillsaat / Reihensaat: verschiedene Typen von Direktsämaschinen.
Auf leichten oder zur Trockenheit neigenden Böden ist die Drillsaat vorzuziehen. Das Saatgut kommt maximal 2 cm tief im Boden zu liegen und vertrocknet so weniger.
Auch auf nur leicht verfilzten Flächen (oder auf Parzellen, die wegen starker Verfilzung vorgängig mit oberflächlicher Bodenbearbeitung vorbehandelt wurden) kommen mit Vorteil Direktsämaschinen zum Einsatz.
Achtung!
- Samen von Wiesenrispengras und Kleearten reagieren empfindlich auf (zu) tiefe Saat. Für sie passt Breitsaat besser.
- Samenmischungen mit Wiesenfuchsschwanz (mit Grannen!) können im Sägerät «Saatgutbrücken» / Verstopfungen bilden. Vermeiden mit: mechanischer Saatgutlockerung im Gerät oder Verwendung von Mantelsaatgut.
Es ist unbedingt sicher zu stellen, dass das übersäte Saatgut zur Keimung Bodenkontakt hat.
- Samen einstriegeln
- Mit einer Walze (viele Sägeräte sind bereits damit ausgestattet).
- Die Samen durch Weidetiere eintreten lassen. Häufig erfolgreich ist, wer während des Weidens (2 Tage vor dem Abtrieb) übersät, da die Tiere so den Samen eintrampeln. Die Pflanzen müssen trocken sein, damit die Samen nicht an den Blättern kleben bleiben.
Tipps!
- Der erfahrene Futterbauer sagt: «Immer, wenn ich über die Wiese oder Weide gehe, habe ich etwas Saatgut bei mir und übersäe die Lücken».
- Immer einen Streifen unbehandelt lassen, damit sich später der Erfolg der Übersaat beurteilen lässt.
Was ist nach der Übersaat wichtig?
- Keine Düngung vor, zur und nach der Übersaat!
Nur der Altbestand würde durch den Dünger gestärkt, die neu keimenden Pflänzchen nicht. Vielmehr würden diese rasch und stärker beschattet und wegen Lichtmangel eingehen. Erst nach der 2. Nutzung mit Düngung in kleinen Gaben beginnen. - Nach der Übersaat ungeachtet der (geringen) Futtermenge die erste Nutzung sehr früh, nach 3 – 5 Wochen, durchführen und nach kurzer Zeit (3 Wochen) eine zweite, eventuell eine dritte Nutzung folgen lassen. Gründe: Die Keimlinge auf der Bodenoberfläche müssen stets genügend Licht haben und der Altbestand soll in dieser Phase nicht kräftig werden.
Diese ersten Nutzungen sollen in Form von Weide (Altbestand wird durch den Verbiss gehemmt) oder Eingrasen (mit hoch eingestelltem Schnittwerk) stattfinden. Kratzende Maschinen für die Futterkonservierung (Kreiselheuer, Schwader) sind für die neu keimenden Pflänzchen zu aggressiv. - Geduld haben!
Alle Gräser, ausser den Raigräsern) brauchen mehrere Monate (Knaulgras) bis einige Jahre (Wiesenrispengras, Wiesenfuchsschwanz), bis sie sich etabliert haben. Der Erfolg der Übersaat ist oft erst in 2 bis 3 Jahren sichtbar.
Deshalb diese Tipps:- Es empfiehlt sich oft, die Übersaat zu wiederholen, besonders, wenn Trockenheitsschäden an den Keimlingen festgestellt werden. Auch wird empfohlen, die Saatmenge zu halbieren und zweimal je die Hälfte zu säen, um so das Auflaufrisiko zu teilen.
- Jedes Jahr als vorausschauende Massnahme alternierend einen Teil des Dauerwieslandes übersäen, um frühzeitig zu agieren sowie die Witterungsrisiken und Kosten zu verteilen.