Wiesen-Blacke
Rumex obtusifolius
…heisst auch: Stumpfblättriger Ampfer
Zusammenfassung
- Als ausgeprägter Platz-, Licht- und Nährstoffräuber ist die Wiesen-Blacke ein weit verbreitetes, absolutes Unkraut im Grasland. Sie überdauert oft auch die Ackerbaujahre in der Fruchtfolge.
- Sie hat einen schlechten Futterwert und wird vom Vieh verschmäht.
- Einmal in den Wiesen und Weiden etabliert, lässt sie sich höchstens in Schach halten und reduzieren, aber kaum mehr eliminieren. Hauptgründe: Riesige Produktion von Samen, die Jahrzehnte lang keimfähig bleiben; robuste Wurzeln, die auch als Teilstücke wieder neue Pflanzen bilden können.
- Das Strategie der Blackenbekämpfung: Ursachen der Verbreitung erkennen und beheben, dauernd mit indirekten und direkten Massnahmen dran bleiben!
Mehr Einzelheiten
Wuchs, Aussehen, Ausdauer
- 50 – 120 cm hoch. Mehrere aufrechte Stängel, ihre abzweigenden Blütenstandäste wachsen steil aufwärts und sind unverzweigt (≠ Alpen-Blacke). Alle Triebe tragen je quirlständig angeordnete Blüten bzw. Samen in vielen Etagen, nur wenige Stängelblätter.
- Die Grund- und unteren Stängelblätter sind lang gestielt, bis 30 cm lang, breit-elliptisch, verkehrt herzförmig (≠ Sauerampfer), ganzrandig mit abgerundeter Spitze, kahl, und leicht gewellt.
- Blütenhülle dreieckig und gezähnt, mit deutlich sichtbarer länglicher Schwiele (≠ Alpen-Blacke), meistens rötlich-purpur, später braun.
- Entwicklung:
- Im Frühling werden vor allem Rosettenblätter gebildet und Reserveorgane aufgefüllt. Blühtermin: später Frühling bis Herbst. Pro Pflanze und Jahr zählt man bis zu 60‘000 Samen.
- Diese sind eine Woche nach Blühbeginn keimfähig, keimen nur auf der Bodenoberfläche, am Licht (Blacke = Lückenfüller-Pflanze).
- Im Boden bleiben bis 50 Jahre keimfähig. Überleben die Futterkonservierung, den Verdauungsvorgang der Tiere und weitgehend auch in Mist und Gülle.
- Bewurzelung:
- Dicke Pfahlwurzel wächst nach unten (≠ Alpen-Blacke, Wiesenknöterich), kann im obersten Teil mehr als 15 dicht stehende Köpfe bilden, die je Stängel und Blätter austreiben.
- Sie ist meistens gablig verzweigt, kann bis 250 cm tief reichen.
- In den obersten 12 cm weist sie Wurzelknospen auf, die zu neuen Blacken austreiben können. Auch kleine Wurzelstücke können austreiben.
- Die Wurzel ist robust und kann dank der Fähigkeit, ihre Nährstoffe lange speichern zu können, auch ein Jahrzehnt ohne Düngung schadlos überdauern.
- Ausdauernde Pflanze.
Standortansprüche, Vorkommen
- Weit verbreitet vom Tal- bis ins untere Alpgebiet, von mässig trockenen bis feuchten Standorten.
- Besonders häufig findet man sie auf: verdichteten Böden, Flächen mit Schäden und Lücken in der Pflanzendecke infolge schwerer Maschinen, Tritt- und Mäuseschäden, Auswinterung oder Trockenheit.
- Sie bevorzugt stark gedüngte (Gülle) und intensiv oder übernutzte Flächen.
- Ausser in Naturwiesen und -weiden verbreitet sich die Blacke auch in Kunstwiesen und Ackerflächen.
Bestandeslenkung, Zurückdrängen
- Vorbeugende Massnahmen:
- Alles tun, damit die Pflanzendecke dicht wird und bleibt, damit die im Boden vorhandenen Blackensamen nicht keimen können: standortgerechte rasenbildende Gräser fördern, Flächen sorgfältig befahren oder beweiden, massvoll düngen.
- Pflanze nicht versamen lassen. Blütenstände im Bestand abschneiden (hat keine Wirkung auf die Wurzel) und einsammeln, im Schnittgut rauslesen, entsorgen.
- Neues Aufkommen verhindern. Verschleppung durch Hofdünger- und Futterkette verhindern, Maschinen bei Bedarf reinigen.
- Direkte mechanische Regulierung:
- Zurückdrängen etablierter Blacken, allein mit verbesserter Nutzung und Düngung, ist praktisch nicht möglich.
- Blacken ausstechen, mit Blackeneisen, bei feuchtem Boden, mindestens 15 cm tief. Sichere Wirkung, aber anstrengend.
DIE Methode im biologischen Landbau. - Regulierung vor der Ansaat einer Kunstwiese in der Fruchtfolge: «Blackenkur», erfolgreich im biologischen Landbau und im ÖLN-Betrieb.
- Chemische Regulierung:
- Einzelstockbehandlung: geeignet bei weniger als 1 Pflanze / m2, auch als Nachbehandlung. Mit Handspritze (z.B. Sobidos-Gerät, Rodoss-Gerät), Docht- / Streich-Gerät oder Rückenspritze, mit bewilligtem Herbizid (auch auf Biodiversitätsförderflächen BFF erlaubt). Gräserschonende, selektive Herbizide verursachen weniger grosse Lücken. Im Rosettenstadium. Evtl. Übersaat von geeigneten Gräsern in die entstandenen Lücken.
- Flächenbehandlung in Naturwiesen und mehrjährigen Kunstwiesen: Sinnvoll im Rahmen eines Sanierungskonzepts (Stufe 2), bei mehr als 1 Pflanze / m2 und etwa 30% Futtergräsern. Kleeschonende Mittel aus den bewilligten Herbiziden auswählen (auf Biodiversitätsförderflächen BFF nicht erlaubt). Im Herbst beste Wirkung und am wenigsten Ertragsausfall. Übersaat von geeignetem Saatgut in die entstandenen Lücken.
- Flächenbehandlung von Blackenkeimlingen in neu angelegten Kunstwiesen.
- Bei keinem anderen Unkraut der Wiesen und Weiden wird die Detektionsbasierte Applikation von Herbiziden eine so grosse Bedeutung bekommen, wie bei den Wiesen-Blacken Rumex obtusifolius.
Weitere Einzelheiten:
► Kapitel Unkrautregulierung - einzelne Arten
► AGFF-Merkblatt 7 „Wiesen-Blacke und Alpenblacke“ und ► AGFF-Merkblatt 7 Beiblatt zu „Wiesen-Blacke und Alpenblacke“.
► «Zielsortiment» von AGROLINE / Landi - Auszug für Grasland 2024
Futterbaulicher Wert
- Dank ihres gewaltigen Verbreitungspotentials (riesige Samenproduktion) und ihrer Konkurrenzstärke (grosse Blattfläche, kräftige Wurzel) gegenüber anderen Graslandpflanzen zählt die Wiesen-Blacke als Platz-, Licht- und Nährstoffräuber zu den eindeutigen Unkräutern im Futterbau.
- Weil das Vieh die Blacken nicht fressen will, schmälert sie den nutzbaren Futterertrag einer Fläche massiv.
- Vom Futtergehalt her gesehen, ist sie geringwertig. Die Blätter sind reich an Protein und Mineralstoffen, nachteiligen Gerbstoffen, Oxal- und anderen Säuren, aber auch schwach giftig. Grössere gefressene Mengen führen zu ernsthaften Verdauungsproblemen.
- Weitere futterbauliche Nachteile: Blätter bröckeln beim Trockenen, Stängel sind grob und wertlos.
- Einziger „Vorteil“ der Blacke: sie kann mit ihren kräftigen Wurzeln verdichtete Böden lockern.
Ökologischer Wert
- Die Blätter der Wiesen-Blacke dienen den Raupen verschiedener Falter sowie Käfern und deren Larven als Nahrung.
- Larven des Kranzrüsslers Strophosoma melanogrammum und des Roten Ampfer-Glasflüglers Pyropteron chrysidiformis ernähren sich in den Blackenwurzeln und schädigen diese. Larven des Ampfer-Blattkäfers Gastrophysa viridula können Blacken-Blätter kahl fressen und damit die Pflanzen schwächen.
Zusätzliche Informationen