Neuansaat: Begriffe und Ziel
Situation A: Wiesentypen mit den Bewirtschaftungsintensitäten «Intensiv», «Mittelintensiv» und (selten) «Wenig intensiv».
Auf diesem Grasland steht die Produktion von Raufutter im Vordergrund.
- Wenn in einer Fruchtfolge nach Ackerkulturen eine Kunstwiese angelegt wird, nennen wir diese Tätigkeit «Saat» oder «Ansaat» einer Kunstwiese.
- Wird ein degenerierter Pflanzenbestand in einer Dauerwiese oder -weide gänzlich erneuert, verwenden wir dafür den Begriff «Neuansaat» oder «Wiesenerneuerung».
- Das Ziel einer Neuansaat heisst: Anstelle des futterbaulich sehr unbefriedigenden Bestandes möglichst rasch wieder eine ertragreiche und qualitativ gute Wiese oder Weide bewirtschaften können.
Die Erfolgsaussichten von Neuansaaten sind besser als bei Übersaaten. Allerdings sind auch die Kosten höher.
Nachteile einer Wiesenerneuerung gegenüber einer Übersaat:
- Viel Aufwand bei Maschinen, Arbeit und Kosten.
- Das Vorgehen ist im steilen und kupierten Gelände sowie bei schwierigen Bodenverhältnissen stark eingeschränkt oder unmöglich.
- Im Biolandbau ist die Variante mit Totalherbizid untersagt.
Achtung
Eine Neuansaat von Naturwiesen oder -weiden ist oft mit Problemen verbunden und soll nur durchgeführt werden, wenn alle anderen Massnahmen nicht zum Ziel geführt haben.
Im «Leitbild für den schweizerischen Futterbau» steht:
Naturwiesen stellen Lebensgemeinschaften dar, die vor allem im Hügel- und Berggebiet zu ihrer Entstehung und heutigen Ausbildung Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gebraucht haben. Auf lange Sicht ist es, besonders in Grenzlagen des Ackerbaus, weder pflanzenbaulich noch ökologisch vertretbar, Naturwiesen umzubrechen.
Situation B: Wiesentypen mit den Bewirtschaftungsintensitäten «Wenig intensiv» und «Extensiv», insbesondere, wenn die Flächen als Biodiversitätsförderflächen BFF angemeldet sind.
Auf diesem Grasland wird ein hoher ökologischer Wert (floristische und faunistische Vielfalt) angestrebt und die Futterproduktion ist zweitrangig.
- Wenn auf einer extensiv genutzten Wiese oder Weide, einer wenig intensiv genutzten Wiese oder einer Streuefläche (gemäss Direktzahlungsverordnung DZV, Art. 55) eine bisher unbefriedigende botanische Zusammensetzung gänzlich erneuert wird, heisst die offiziell empfohlene Methode «Direktbegrünung». Dabei werden die Samen einer regionalen, artenreichen Spenderfläche (Ökotypen) geerntet und direkt auf eine Empfängerfläche übertragen.
Mögliche Techniken: Schnitt- bzw. Dreschgut des ersten Aufwuchses der Spenderfläche auf des Saatbett der Empfängerfläche ausbreiten und versamen lassen.
Hier mehr Informationen.
- In diesen Fällen heisst das Ziel: Die sanierte BFF erfüllt in Zukunft die Qualitätsstufe II gemäss DZV, Art. 56).
Diese spezielle Variante der Neuansaat / Wiesenerneuerung wird in eAGFF nicht hier, sondern im Kapitel Biodiversität fördern behandelt.