Landwirtschaftlich-produktionstechnische Aspekte
- Im Gebiet der Voralpen, des Juras und im eigentlichen Berggebiet gibt es zur Graswirtschaft mit entsprechender Nutztierhaltung keine oder nur sehr wenige standortgerechte Produktionsalternativen. Für den Acker- und Gemüsebau sind es Grenzlagen. Für den Futterbau hingegen sind die Bedingungen grösstenteils günstig: die Jahresniederschlagsmenge ist hoch und normalerweise auch im Sommer nicht limitierend.
Wird das Grasland nicht mehr genutzt, wird es umgehend durch standorttypische Büsche und Waldpflanzen bestockt.
- Die Qualität des Wiesenfutters - grün oder konserviert - ist im Durchschnitt dank früher Nutzung bei günstiger botanischer Zusammensetzung sehr hoch. In den bestgeführten Betrieben kann der Nährwert des Wiesenfutters kaum mehr gesteigert werden. Allerdings sind zwischen einzelnen Betrieben und Regionen grosse Unterschiede festzustellen.
- Dank des relativ teuren Kraftfutters, der Restriktionen auf dem Milchmarkt und der produktionsunabhängigen Direktzahlungen ist es für den einzelnen Landwirt im Allgemeinen wirtschaftlicher, die Tiere vor allem mit betriebseigenem Raufutter hoher Qualität statt mit mehr Kraftfutter zu füttern.
- In der Rindviehzucht sind die jährlich steigenden Milchleistungen pro Kuh, begleitet von dauernd höheren Ansprüchen an die Futterqualität, die herausragenden Merkmale. Bis heute wird auf den meisten Betrieben aller Regionen ein klar milchbetontes Zuchtziel verfolgt.
Mit Raufutter allein kann die für Spitzenmilchleistungen erforderliche hohe Energie- und Proteinkonzentration in der Futterration nicht erreicht werden. Je höher der Anteil Getreide im Tagesverzehr aber ansteigen muss, umso stärker steigt das Risiko, dass die Struktur der Ration nicht mehr wiederkäuergerecht ist.
- Viele gras- und milchwirtschaftsbetonte Betriebe weisen, bedingt durch die hohen Qualitätsansprüche an das Raufutter, eine kostspielige, schlagkräftige Mechanisierung auf. Im Bestreben, kostengünstiger zu produzieren, hat der überbetriebliche Maschineneinsatz, besonders die Bedeutung der Arbeitserledigung durch Lohnunternehmer, auch auf diesem Betriebstyp stark zugenommen.
- Die Struktur der Milch- und Rindfleischproduktion steckt seit Jahren in einem drastischen Wandel. Die Gesamtmenge der in der Schweiz produzierten Milch bleibt zwar in etwa gleich. Während die Anzahl der Milchbetriebe (minus rund 3% jährlich) und die Gesamtzahl der Milchkühe (minus gut 1%) abnehmen, werden die Betriebe grösser und die Jahresleistung je Kuh steigt im Durchschnitt (früher im Mittel plus gut 1%, im letzten Jahrzehnt noch plus rund 0.3% jährlich).
Beim Ausstieg aus der Milchproduktion wird als Alternative bevorzugt die Mutterkuhhaltung gewählt. Aus diesem Grund nimmt die Gesamtzahl an Rindvieh in der Schweiz nur sehr leicht ab.